Teil
06
Aussicht - Tokyo Tales 日本

| Lesezeit: 9 Minuten

Erdbeben in Japan 2023: Ein Blick auf die persönlichen Erfahrungen unseres Kollegen Yasuyuki aus Tokio

von Yasuyuki Mizuma

Unser Team-Kollege Yasuyuki arbeitet seit Oktober 2022 von Japan aus für uns und berichtet von dort über seine spannenden Eindrücke und Erfahrungen. In diesem sechsten Blogbeitrag interviewen wir Yasu zu den jüngsten Ereignissen in Japan. Wir erhalten einen persönlichen Einblick darüber, wie er die Stimmung nach den Beben empfunden hat und wie sie sich auf das alltägliche Leben in Tokio ausgewirkt haben.

 

Yasu vor dem Fujiberg in Japan
Yasu vor dem Fujiberg in Japan

Herzlich willkommen und konnichiwa こんにちは.

Teile Japans wurden jüngst von einem heftigen Erdbeben erschüttert. Mit darunter auch die Region um die Hauptstadt Tokio. Das Erdbeben ereignete sich am 01.01.2024 gegen 16:10 Uhr Ortszeit an der Westküste. Das Beben hatte eine Stärke von 7,5. Im Nachgang wurden weitere Nachbeben in sehr kurzen Zeitabständen gemessen. Nachdem wir uns vergewissert haben, dass es unserem Kollegen Yasu gut geht, wollten wir die Gelegenheit nutzen, von seinen persönlichen Eindrücken vor Ort zu erfahren und haben ihn interviewt.

Anne: Hey Yasu, ich freue mich darüber, dass es dir gut geht. Vielleicht beginnen wir damit, dass du dich noch einmal kurz vorstellst, damit auch Neuankömmlinge in unserem Blog wissen, wer du bist und was du in Japan machst.

Yasu: Na klar. Ich bin Yasuyuki Mizuma, genannt Yasu und 32 Jahre alt. Ich arbeite seit Ende Oktober 2022 für l.i.n.e. communicaiton von Japan aus. Derzeit befinde ich mich in Tokio und meine Aufgaben sind die Erstellung digitaler Inhalte, Inspirationen und Eindrücke in Japan zu sammeln und nach Deutschland zu vermitteln und die Neukundenakquise für die l.i.n.e. bzw. die gesamte Brand Galaxy Group.

A: Vielen Dank. Über einige Eindrücke von dir hast du ja in deinen bisherigen Beiträgen schon berichtet. Bisher waren deine Erfahrungen dort durchweg positiv. Jetzt kürzlich gab es jedoch ein Ereignis, das dich nachdenklich gemacht hat: das Erdbeben an Neujahr. Magst du uns erzählen, wie sehr das in Tokio zu spüren war und was du dort gerade gemacht hast?

Y: Das Beben war auch in Tokio zu spüren, allerdings nur sehr leicht. Als es geschah, war ich gerade mit ein paar Freunden im Einkaufszentrum unterwegs. Nachdem wir Essen waren, wollten wir ein wenig in den Läden stöbern als es plötzlich bebte. Es hat sich so angefühlt, als wäre einem etwas schwindelig.

A: Woher wusstet ihr, dass das ein Erdbeben gewesen ist?

Y: Kurze Zeit später kam eine Durchsage, dass es ein Erdbeben gibt und dass das Gebäude sicher sei.

A: Was ging dir in dem Moment durch den Kopf?

Y: Niemand drumherum war in Panik, sondern eher im Gegenteil. Die Leute haben einfach weiter eingekauft, als sei nichts geschehen. Deshalb war es auch für mich nicht so schlimm. Ich habe auch schon öfter Erdbeben mitbekommen und kannte das Gefühl bereits. Und da es in Tokio nur leicht gebebt hat, war es für mich okay.

A: Wie ging es danach weiter?

Y: Es wurde viel darüber berichtet. Als ich dann von dem Ausmaß des Bebens erfahren habe, war ich natürlich schockiert und auch den anderen Menschen hat man das angemerkt. Dennoch lief der Alltag bei mir normal weiter. Bei leichten Beben gehen die meisten Leute auch wie gehabt arbeiten. Bei mittelschweren Beben entscheiden die Leute von oben, ob weitergearbeitet werden soll. Im Falle eines schweren Bebens wird natürlich nicht weitergearbeitet. Die Mitarbeiter suchen entweder Zuflucht im Gebäude, wenn es sicher ist, oder sehen nach ihren Familien. Es liegt immer daran, wie gefährlich die Beben sind und wo man sich gerade befindet. Personen, die am Meer leben, werden sofort aufgerufen, sich auf eine Anhöhe zu evakuieren. In den Bergen müssen sich die Menschen vor Erdrutschen in Acht nehmen.

A: Interessant. Wenn die Beben so schwer sind wie das an Neujahr, wie sehen dann die Hilfsangebote für Betroffene aus? Gibt es genügend Zufluchtsorte?

Y: In stark betroffenen Gebieten wurde sehr schnell gehandelt. Schulen und andere größere Einrichtungen wurden schnell zu Notunterkünften umfunktioniert, bis die Gebiete als bewohnbar oder nicht eingestuft wurden. Auch Wasser und Nahrung wurden schnellstmöglich geliefert. Wo die Infrastruktur nicht mehr gegeben war, wurden Lebensmittel zu Fuß von den Japan Self-Defense Forces (JSDF – so heißt das „Militär“ in Japan) ausgeliefert. Die Behörden und freiwillige Helfer sind sehr bemüht, allen ausreichend Hilfe zur Verfügung zu stellen.

A: Ich frage mich, wie gut die einzelnen Regionen auf solche Katastrophen vorbereitet sind. Denn wenn ich mir so ein Szenario in Deutschland vorstelle, bekomme ich Bedenken. Jüngst wurde hier nämlich nach langer Zeit mal wieder getestet, ob die Alarmsirenen überhaupt funktionieren.

Y: Japan ist auf solche Katastrophen sehr gut vorbereitet. Wenn es sich um schwere Beben handelt, hat jedes größere Gebäude einen Notfallplan und kann auch als Zufluchtsort dienen. Wenn Katastrophen vorher absehbar sind, wird ein Frühwarnsignal über das Handy versendet. Das Signal ist sehr laut und kann nicht ausgestellt werden. Es nennt sich J-Alert und ist satellitengestützt. Die Warnungen werden von den Behörden landesweit an Lautsprecher, das Fernsehen, Radios, Mobiltelefone und per E-Mail verschickt. Im Fernsehen und Radio wird dann in Sekundenschnelle das Programm umgeschaltet und/oder mit einer Warnung darauf aufmerksam gemacht. Auch wenn das Programm gerade etwas lockerer und lustiger ist, wird es dann ganz schnell ernst. Hier mal ein Beispiel:

Video anschauen

A: Okay, das Land scheint also ein gutes Frühwarnsystem zu haben. Aber wie sieht es bei den Menschen aus? Wissen sie, wie sie sich bei so einer Warnung verhalten sollten?

Y: Japan wird schon seit Jahrtausenden von Erdbeben und Tsunamis (Naturkatastrophen) heimgesucht. Dementsprechend werden die Menschen auch schon in jungen Jahren darauf geschult, nicht in Panik zu geraten und Ruhe zu bewahren. Das geht schon im Kindergarten und der Grundschule los. Die Japaner können sich sehr gut an Regeln halten und befolgen diese so, dass kein Chaos entsteht.

A: Das klingt nach einer gut durchdachten Vorbereitung auf solche Situationen. Vielen Dank, Yasu, dass du uns einen Einblick in deine Erfahrungen gegeben hast. Bevor wir zum Ende kommen, möchtest du vielleicht noch etwas teilen oder den Lesern etwas mit auf den Weg geben?

Y: Ja, gerne. In solchen Situationen ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Anweisungen der Behörden zu folgen. Aber vor allem ist es wichtig, Solidarität und Zusammenhalt zu bewahren, um gemeinsam durch solche Herausforderungen zu gehen.

A: Vielen Dank. Unsere Gedanken sind bei den Menschen in den betroffenen Gebieten und wir hoffen, dass dort schnell Besserung einkehrt.

Yasu
Yasu
Kreation

YM

Yasuyuki Mizuma
Mediengestalter/ Grafiker

Vielseitig, technikbegeistert und neugierig – Yasuyuki macht vor kaum einer Herausforderung halt und landet so nicht nur unsere Drohne, sondern auch Web-, Video- und 3D-Inhalte zielgenau auf den Punkt.

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